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Klauenhygiene

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Die Ursache: Woher kommen Klauenprobleme?

Um den Ursachen der Klauenprobleme auf den Grund zu gehen, müssen wir uns zunächst die Historie und Anatomie der Rinder anschauen. Daraus ergeben sich die Faktoren, die zu den verschiedenen Klauenkrankheiten führen. Danach stellt sich die Frage, wie man Klauenkrankheiten erkennt und welche Hygienegrundsätze es zu beachten gilt. Dann kommt das Tier Kuh ins Spiel. Warum macht die Kuh was sie macht? Daraus resultierend ergibt sich dann die Konstruktion und Konzeption unserer Klauenhygienesysteme, den Klauenwaschanlagen Freya und Liesl.

Das Ur-Rind

Vor der Domestizierung lebte das Ur-Rind in einer Herde in der freien Wildbahn. Sobald die Wiese abgegrast war, ist die Herde weitergezogen. Das Ur-Rind hat gefressen, wiedergekaut, gekotet und ist weitergelaufen. Es ist eher selten in die Situation gekommen in Kot zu stehen. Schmutzige Klauen wurden im nassen Gras abgestreift und im kühlenden Bach gewaschen. Das fließende Wasser kühlt ebenfalls den Kreislauf des Rindes bei warmen Temperaturen.

Der Körperbau hat sich durch die Domestizierung stark verändert. Das Ur-Rind gleicht optisch einem Auer-Ochsen: es hatte einen breiten Brustkorb und einen eher schmalen Hinterbau. Das wiederkauende Ur-Rind war wie die heutige Milchkuh ein Fluchttier. Auf gut überschaubaren Plateaus fühlt es sich wohl. In unübersichtlichen Engpässen sucht es den schnellen Ausweg. Alle Instinkte sind auf das Überleben der Herde ausgelegt: genug Futter und Wasser zu finden, Feinden aus dem Weg zu gehen oder sie im Notfall abzuwehren, für Nachkommen zu sorgen, um den Fortbestand zu sichern und die Position innerhalb der Herde zu finden.

Zeichnung eines Urrindes

Die anatomische Entwicklung

Auch wenn die meisten Instinkte des Ur-Rindes bei der Entwicklung zur Milchkuh gleichgeblieben sind, hat sich der Körperbau stark verändert: der Brustkorb ist schmaler geworden, das Euter größer und der Hinterbau breiter. Der Schwerpunkt des Tieres hat sich von den Vorder- auf die Hinterklauen verlagert. Das Problem dabei ist, dass die Klauen anatomisch gleichgeblieben sind.

Die heutigen Bedingungen

Die Bedingungen im Kuhstall sind andere als in der freien Natur: Im Kuhstall ist es kaum möglich den Boden immer sauber zu halten. Schieber und Spaltenboden sorgen für einen trockeneren Boden, die Keimbelastung ist trotzdem enorm. Der saisonale zeitgebundene Weidegang ist ein wichtiger Faktor für gesunde Rinder. Den Keimdruck im Stall kann er allerdings selten ausgleichen.

Die Keime und Bakterien setzen sich auf der Klauenhaut fest und sorgen dort für eine Vielzahl von Klauenkrankheiten.

cows eating, view in the stable

Klauenkrankheiten – alles gleich Mortellaro?

Es gibt eine Vielzahl von Klauenkrankheiten,  nicht alles ist gleich Mortellaro (lat. Dermatitis Digitalis). Hier eine Auswahl an möglichen Krankheiten und deren Eigenschaften.

Infektiöse Klauenkrankheiten:

 

  • Ballenhörnfäule: Weiches Horn zersetzt sich durch Feuchtigkeit und Bakterien, was zu Instabilität der Klauen führt.
  • Klauenhornfäule: Entzündung und Nekrose im Zwischenklauenspalt durch bakterielle Infektion.
  • Panaritium: Tiefe Gewebeentzündung im Zwischenzehenbereich.
  • Kronrandentzündung/ Kronsaumentzündung: Entzündung des Horns am Kronrand, oft durch Verletzungen oder Infektionen verursacht.
  • Limax: Chronisch-proliferative Erkrankung der Haut und der Unterhaut des Zwischenklauenspalts.
Rinderklaue mit einem Verband in einem Klauenpflegestand. Klauenkrankheiten wie Mortellaro sind sehr schmerzhaft für Ihre Kühe und wirken sich direkt auf die Leistungsfähigkeit und damit auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebs aus. In jedem Milchviehbetrieb sollten frühzeitig Maßnahmen zur Vorbeugung der Krankheit Mortellaro getroffen werden. Unser Hygienekonzept hilft zuverlässig Ihren Milchviehbestand vor dem Befall mit der Klauenerkrankung Mortellaro zu schützen.

Andere Klauenkrankheiten:

  • Rusterholz-Geschwür: Druckbedingte Quetschung führt zu minderwertigem Horn und Geschwürbildung.
  • Zwischenklauenwulst: Bindegewebswucherung durch chronische Hautreizung.
  • Hornblutungen: Blutung im Horngewebe, die zu Hornschäden führt.
  • Hufrehe: Entzündung der Huflederhaut, die starke Schmerzen und Lahmheit verursacht.
  • Sohlennekrose: Absterben von Sohlengewebe, meist durch übermäßige Druckbelastung.

Grundprinzipien der Hygiene

Wenn wir uns als Kind früher beim Spielen die Knie aufgeschlagen haben, haben unsere Eltern die Wunde ausgespült, desinfiziert und die Wunde ist an der Luft geheilt. Das klappt im Kuhstall jetzt nicht ganz so gut. Deshalb muss es andere Mechanismen geben, wie Läsionen an den Klauen die gleiche Fürsorge erhalten. Das Grundprinzip des Waschens und Desinfizierens müssen wir ins Stallumfeld und in die tägliche Routine integrieren.

Ein Desinfektionsmittel kann:

  • nur dort wirken, wo es hinkommt.
  • seine volle Wirkung nur entfalten, wenn die Einwirkzeit eingehalten wird.
  • nur genug Keime, Bakterien und Viren abtöten, wenn es in der richtigen Konzentration angewendet wird.

Diese Voraussetzungen haben wir in unser Pflichtenbuch mit aufgenommen. Ein weiterer Faktor ist die Auswahl des passenden Desinfektionsmittels. Wie kann das also im Kuhstall umgesetzt werden?

Eigenschaften und Bedürfnisse einer Kuh

Als Menschen müssen wir akzeptieren, dass Tiere andere Bedürfnisse haben als wir selbst, auch wenn es für uns teilweise schwer nachvollziehbar ist. Rinder sind keine Sinnes-Allrounder wie wir, sondern auf einige Sinne spezialisiert. Darunter fällt beispielsweise der Geruchssinn oder das Gehör der Kuh.

Rinder sind Wiederkäuer und produzieren damit kontinuierlich Wärme. Obwohl ihr Fell im Vergleich zum Ur-Rind mit den Jahren abgenommen hat, ist ihre Haut immer noch viel dicker als die vieler anderer Tiere. Dadurch ist das Rind immer noch sehr wetterbeständig und Kälte macht ihm zum Beispiel wenig aus. Im Sommer kühlt es sich die Klauen gerne im Bachlauf im frischen Wasser ab. Wie das Ur-Rind ist auch die Milchkuh heute noch ein Herden- und Fluchttier. Viele Eigenschaften sind gleichgeblieben.

Als Beispiel:

Was viele für den siebten Sinn der Kuh halten, ist evolutionär bedingt: Bei schlechten Witterungsbedingungen wie Sturm oder Schnee war es für das Ur-Rind schwerer Futter zu finden. Landwirte beobachten heute noch, dass die Kühe vor starken Wetterumschwüngen mehr fressen als üblich.

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Fluchtverhalten. Hat die Kuh einen guten Überblick, bleibt sie dort gerne stehen und betrachtet neugierig ihr Umfeld. Einen geschlossenen Treibegang wird sie hingegen schnell durchqueren.

Kommen wir zu den Bedürfnissen:

Hat eine Kuh Klauenprobleme schätzt sie die Milieuveränderung. In diesem Punkt ähnelt sie den Menschen: An der körperwarmen Wunde tut das kühlende Wasser gut, dabei darf der Wasserdruck allerdings nicht zu hart sein. Der Kuh ist es in diesem Moment egal, ob es sich um Wasser oder eine andere Substanz handelt und wie keimbelastet diese ist. Hauptsache anders.

Die Kuh mag ihre Routine, denn sie ist ein Gewohnheitstier. Das merken Landwirte vor allem am Melkstand bei der Zeitumstellung. Was uns dann noch die Uhr erklärt, ist für die Kuh unverständlich. Selbst unsere Anlagen müssen erst den Stallgeruch annehmen, bis sie vollends akzeptiert werden.

Kühe sind prinzipiell geländegängig. Die Kühe wollen aber sehen, wo sie hinlaufen, nur bei einem stabilen Stand fühlen sie sich wohl.

Eine Kuh steht in einem Fluss bei Sonnenschein im Hintergrund Wald

Unsere Lösung

Unsere Anlagen sind mit dem Wissen um die Kuh konzipiert und konstruiert. Die Technik muss für den Landwirt entwickelt sein, die Anlage an sich für die Kuh. Die Kuh muss sich mit, in und um unsere Automatisierungslösungen wohl fühlen. Die Empathie für das Tier steht im Vordergrund. Wir möchten mit unseren Klauenwaschanlagen die nasse Wiese und den frischen Bachlauf in den Stall bringen, mit der nötigen Ergänzung der Wundhygiene.

Die Wirkungsweise

Unsere Klauenwaschanlagen Freya und Liesl arbeiten nach dem Prinzip Waschen-Desinfizieren-sauber-und-trocken-Stehen. Die Klauen werden vor oder bei jedem Melken (je nach System) erst gewaschen und dann desinfiziert. So gelangt das Desinfektionsmittel auch bei geringem Mitteleinsatz zielgenau an die abgewaschene Klaue. Das Desinfektionsmittel tötet zuverlässig alle Erreger, Keime, Sporen und Bakterien ab und zersetzt sich in Sauerstoff und Wasser. Durch den hohen Sauerstoffgehalt werden die Selbstheilungskräfte der Kuh zusätzlich angeregt und das Immunsystem entlastet. Die Kuh muss nach dem Waschen und Desinfizieren sauber und trocken stehen, damit das Desinfektionmittel seine voll Wirkung entfalten kann.

Wie wir die Bedürfnisse und Eigenschaften der Kuh in unseren Anlagen berücksichtigen

Klauen kühlen:

Durch den sanften Waschstrahl wird nicht nur der Kot von der Klaue gespült, sondern die Läsion auch gekühlt. Das Milieu an der Wunde wird verändert. Es ist oft zu beobachten, wie Kühe in der Klauenwaschanlage Liesl für Melkroboter den Fuß direkt in den Wasserstrahl stellen.

Routine:

Die Klauenwaschanlagen werden fest verbaut und zu jeder Melkzeit routiniert angewendet. Sie werden zum festen Bestandteil der Melkroutine. Ein großer Teil des Erfolges liegt in der kontinuierlichen, routinierten Anwendung an sich. Die Kuh ist an die Klauenwaschanlage gewöhnt. Sie assoziiert damit eine angenehme Kühlung. Jede Kuh erfährt auch das gleiche Verfahren: zuverlässiges, automatisches Waschen und Desinfizieren.

Rutschfest:

In der Klauenwaschanlage Freya ist ein rutschfester Glasfasergitterrost verbaut. Die Kühe haben darauf einen sicheren Stand, sehen die Maschen durch das Wasser und laufen so mit stabilem Tritt durch die Anlage.

Treiberoutine & Aussicht:

Ziel ist es, das alle Kühe in ähnlich zügiger Geschwindigkeit durch die Klauenwaschanlage Freya laufen und jede Klaue dabei einmal im Wasch- und im Desinfektionsbereich aufgesetzt wird. Das erreichen wir, indem die Freya zum Treibegang wird. Mit dem optionalen Sichtblendenaufbau kann die Laufgeschwindigkeit gesteuert werden. Für die Laufgeschwindigkeit sind auch Abbiegungen oder Geraden nach der Anlage entscheidend. Um hier Handlungsspielraum zu haben, gibt es die Klauenwaschanlage Freya in 3 Meter oder 4,5 Meter Länge. So kann gewährleistet werden, dass jede Kuh einmal mit jeder Klaue in jedem Bereich auftritt.

Unser Konzept für gesunde Klauen

Gleicher Ablauf für jede Kuh

Mit den MK:N Klauenwaschanlagen erfährt jede Kuh das gleiche Verfahren: Jeder Kuh werden die Klauen auf die gleiche Art und Weise gewaschen und mit derselben Biozid-Menge desinfiziert. Die erste, wie auch die letzte Kuh bekommt die volle Wirkung ab. Dabei bleiben Wasser und Mittelverbrauch gering.

Arbeitswirtschaftlichkeit

Die Klauenwaschanlagen laufen während der Melkzeit bzw. des Melkvorgangs vollautomatisch.

Die Liesl sprüht sich bei Verschmutzung nicht nur selbst frei, sondern hält auch den Boden des Melkroboters sauber. Das erspart Arbeit beim täglichen Roboter Putzen.

Eine Reduzierung der zu behandelnden Tiere im Klauenstand wegen infektiöser Klauenkrankheiten wird von unseren Kunden und Klauenpflegern bestätigt. Durch das kontinuierliche Waschen und Desinfizieren wird der Keimdruck bei infektiösen Klauenkrankheiten wie Mortellaro stark reduziert. Das Immunsystem der Kuh wird durch den verringerten Keimdruck entlastet und kann etwaigen Erregern besser standhalten.

Auswirkungen auf das Immunsystem der Kuh

Eine gesunde Kuh hat auch ein starkes Immunsystem. Ein starkes Immunsystem kann besser mit Umwelteinflüssen umgehen. Zu diesen Umwelteinflüssen zählen Viren, Bakterien und andere Erreger. Jedes Immunsystem knickt irgendwann ein, je stabiler es ist, umso länger hält es aber auch durch. Klauenkrankheiten können das Immunsystem der Kuh stark schwächen.

Die Erreger, die sich an der Klauenhaut festsetzen, können der Kuh durch die entstehende infektiöse Klauenkrankheit enorme Schmerzen bereiten. Das hat Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Die Kuh läuft weniger gerne, frisst und säuft auch weniger und gibt am Ende dadurch weniger Milch. Die Belastung lässt sich auch an den Entzündungswerten im Blut erkennen.

Mit unseren Klauenwaschanlagen schaffen wir es den Keimdruck an der Klaue im Kuhstall niedrig zu halten. Mit dem Waschen und Desinfizieren zu jeder Melkzeit gelingt es der Klauenwaschanlage den Keimdruck an der Klaue so gering zu halten, dass die Selbstheilungskräfte der Kuh gegen die Erreger ankommen. Die Wunde kann heilen. Eine gesunde Herde können wir so in Kombination mit einer weiterhin routinemäßigen Klauenpflege gesund erhalten.

Bei der Klauenpflege ist es wichtig keine ätzenden Biozide oder Medikamente mit Inhaltsstoffen wie beispielsweise Formaldehyd zu verwenden. Ätzende Substanzen können den Fortschritt enorm reduzieren. Unserem Konzept entspricht es, dass die Wunde der Kuh heilen kann und nicht verätzt wird. Die Regeneration einer verätzten Klauenhaut kann 3 bis 8 Wochen andauern. Die verätzte Haut mit abgetöteten Nervenenden muss erst abfallen und die darunterliegende Läsion frei werden. Dann erst können die Selbstheilungskräfte der Kuh einsetzten und die Wunde mithilfe von regelmäßigem Waschen und Desinfizieren abheilen.

Kundenaussagen bestätigen, dass Neuinfektionen und der Ausbruch chronischer Läsionen (DDM 4.2) reduziert werden können.

Um der Erwartungshaltung gerecht zu werden: Unsere Anlagen sind ein technisches Hilfsmittel der automatisierten Nutztierhygiene, um den Keimdruck zu mindern und damit die Selbstheilungskräfte der Kuh zu fördern. Zudem gilt es den Arbeitsalltag der Landwirte zu erleichtern.

Eine gesunde Kuh ist widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen und somit auch Krankheiten.

Nur mit der Klauenwachanlage werden infektiöse Klauenkrankheiten aus keiner Herde verschwinden, allerdings sind sie damit im Zaum zu halten. Je nach Stall und Umfeld muss an anderen Stellschrauben gedreht werden. Es gilt die Kuh als Ganzes zu sehen und den gesamten Organismus zu entlasten.

Nachhaltigkeit

Die Klauenwaschanlagen kommen der Forderung von Gesellschaft und Politik nach einem reduzierten und zielgerichteten Einsatz von Bioziden nach. In unseren Klauenwaschanlagen wird ausschließlich ein zugelassenes, FIBL-gelistetes Biozid verwendet. HydroFit oxidiert rückstandsfrei, ist verträglich für die Biogasanlage und in der angewendeten Konzentration ungefährlich für Mensch und Tier.