Jeder Landwirt kennts: Tränke putzen – das täglich leidige Thema, ohne das aber auch kein Milchviehhalter auskommt. Im Winter noch unbeliebter als im Sommer ist nicht nur der hohe Zeitaufwand und der Wasserverbrauch ein Thema, sondern auch die gründliche Art der Reinigung der Tränken. Der Biofilm, Ablagerungen von Mineralien und Verschmutzungen müssen täglich zuverlässig entfernt werden.
Die Ablagerungen kommen von den Mineralien im Wasser, die Verschmutzungen vom Umfeld im Stall. Aber woher kommt eigentlich der Biofilm?
Um zu verstehen, woher der Biofilm kommt, müssen wir uns zunächst anschauen, was Biofilm eigentlich genau ist. Biofilm ist ein Sammelbegriff, mit dem Schleimschichten resultierend aus verschiedenen Mikroorganismen gemeint ist. Unter den Keimen dieser Schleimschichten befinden sich gramnegative Bakterien. Gramnegative Bakterien können zum Beispiel E.Coli-Bakterien, Salmonellen, Pseudomonaden und weitere Coliforme Bakterien sein. Diese Bakterien können das Immunsystem der Tiere schwächen und im schlimmsten Fall zu Durchfallerkrankungen führen. Der Biofilm bildet neben seinen eigenen negativen Eigenschaften auch einen guten Nährboden für Algen. Algen können wiederrum zusätzlich zu den Durchfallerkrankungen Appetitlosigkeit, Störungen der Bewegungsabläufe und Leberkrankheiten bei den Kühen zur Folge haben.
Der Biofilm ist zusammengefasst eine schleimige Ansammlung an Bakterien, die für die Tiere je nach Zusammensetzung mehr oder weniger schädlich sein kann.
Der Biofilm an sich kann mehrere Ursachen haben, die auch gerne zusammenspielen. Zum einen ist kein Wasser, egal ob von der kommunalen Wasserversorgung oder aus dem eigenen Brunnen, keimfrei. Meist sind die wenigen Keime im Wasser zu vernachlässigen, aber auch sie können sich im Biofilm mit ansammeln.
Der Hauptbestandteil bildet sich jedoch in der Tränke an sich. In der Regel wird mit einer Trogtränke je 20 Kühen gerechnet. Realistischer ist es allerdings, dass alle Tiere der Herde mal ihr Maul in jede Tränke halten. Bleiben wir jetzt aber mal bei den 20 Rindern pro Tränke. 20 verschiedene Tiere tauchen ihr Maul mehrmals täglich in das Wasserbecken ein. Dabei saufen sie nicht nur Wasser aus der Tränke, sondern spülen auch Futterreste und Speichel mit ein. Die Bakterien aus dem Maul von 20 verschiedenen Kühen inkl. Futterresten und Umweltkeimen lagern sich so in den Tränken ab. Über die Zeit bildet sich aus diesen ganzen Keimen der Biofilm. Wird der Biofilm dann nicht sofort, aber mindestens jedoch täglich, aus den Tränken entfernt, wandert er durch den Zufluss der Tränken in das Leitungssystem im Stall.
Der Biofilm setzt sich in den Leitungen fest. Die schmierige Schicht, die in der Tränke noch gut sichtbar ist, fällt in den Leitungen weniger auf. Vor allem in Verbindungsteilen oder auf rauen Oberflächen aufgrund von Mineralienablagerungen findet er guten Halt. In den Wasserleitungen treffen so auch die Bakterien aus allen Tränken aufeinander. Sie „krabbeln“ sozusagen gegen die Flussrichtung des Wassers durch die Leitungen und setzen sich fest. Die Folge daraus ist allerdings umso gravierender: Der Biofilm wird bei jedem Auffüllen der Tränke mit dem Wasser wieder eingespült.
Die schleimige Schicht in der Tränke bildet sich mithilfe der eingespülten Bakterien aus dem Biofilm in den Wasserleitungen umso schneller. Vor allem bei warmen Temperaturen wächst der Biofilm exponentiell.
Mit bloßem Tränke schrubben kommt man an dieser Stelle kaum noch gegen den Biofilm an.
Was bedeutet das ganze jetzt für die Kuh?
Die Kuh hat einen 15 mal stärkeren Geruchssinn als der Mensch. Was für uns also vielleicht nur eklig aussieht, stinkt für die Kuh.
Der Biofilm, der sich in der Tränke bildet, ist also nicht nur schädlich für das Immunsystem der Kuh, er riecht meistens auch unangenehm. Die Kuh nimmt diesen Geruch viel früher wahr als der Mensch. Wasser, das nicht gut riecht, schmeckt auch nicht gut. Daher wird die Kuh nur trinken, was sie wirklich braucht. Eine zu geringe Wasseraufnahme kann weitreichende Folgen haben. Die Hitzetoleranz der Kühe sinkt, die Kotkonsistenz und der Harnabsatz können sich negativ entwickeln und es kann zu einer geringeren Futteraufnahme kommen, ebenso wie dem Rückgang der Milchleistung bzw. der Milchinhaltsstoffe. Der Organismus der Milchkühe hat durch eine schlechte Wasserqualität in der Tränke zusätzlichen Stress.
So kann es sein, dass die Milchleistung zurückgeht, weil die Wasserqualität in der Tränke nicht gut genug ist.
Exkurs:
Um den Geruch nachvollziehen zu können, empfiehlt sich der Selbsttest. Füllen Sie ein Schraubglas mit Wasser aus der Tränke und lassen es 24 Stunden bei Zimmertemperatur stehen. Schrauben Sie das Glas auf und riechen Sie an dem Wasser. Möchten Sie das Wasser noch trinken?
Wie kann man den Biofilm in den Wasserleitungen und der Tränke effizient entfernen?
Der Biofilm in der Tränke kann zunächst durch tägliches Reinigen reduziert werden. Ecken und Kanten müssen ordentlich geschrubbt und nachgespült werden. Das Wasser muss ausgeleert und die saubere Tränke anschließend neu befüllt werden. Dabei darf der Schwimmerkasten auf keinen Fall außen vor gelassen werden. Hier setzt sich mit Vorliebe der meiste Biofilm auf den Mineralienablagerungen fest. Durch das tägliche Putzen entsteht nicht nur viel Arbeitsaufwand, sondern auch ein hoher Wasserverbrauch.
In den Leitungen selbst hilft schrubben hingegen wenig. Ist der Biofilm einmal im Leitungssystem angekommen, kann neben dem Tausch der Rohre oder dem Spülen mit heißem Wasser, nur eine chemische Reinigung wirklich helfen. Im Geflügelstall schon gang und gäbe, wird die Wasseraufbereitung mit zugelassenen Bioziden auch im Kuhstall immer gebräuchlicher. Neben der Standleitungsdesinfektion, die eine gute Ausgangssituation liefert, ist die konstante Eindosierung von Bioziden über automatische Dosiereinrichtungen eine gute, arbeitseffiziente Option. Für die Landwirtschaft gibt es verschiedene Wasseraufbereitungen. Aber Achtung! Nicht alle angebotenen Varianten helfen auch gegen alle Keime. Hier gilt es die Biozide kritisch zu beäugen und auf die genaue Wirkungsweise zu achten. Wie lange bleibt das Biozid in der Wasserleitung stabil? Ist es geruchs- und geschmacksneutral? Wie wirkt das Biozid gegen welchen Inhaltsstoff? Können sich Resistenzen bilden?
Die MK:N Atla Wasseraufbereitung mit HydroFit stellt sich genau diesem Vergleich. Weitere Informationen zur Wasseraufbereitung im Kuhstall finden Sie hier.
Weiterführende Quellen:
Müller, W.: Tränken: Nicht nur auf die Höhe kommt es an – topagrar Sonderdruck Ausgabe 08/2021
Grundreinigung fürs Tränkesystem – Elite Tools
Tränkwasserversorgung im Stall – Umwelt Bundesamt
Keimfreies Tränkewasser – so funktioniert’s – Topagrar Ausgabe 03/2008
Biofilm – die Keimbombe im Tränkesystem – Landwirtschaftskammer via Topagrar Ausgabe 07/2005